Wo Romy Schneider und Millowitsch planschten

Das Thermalbad Bad Bodendorf wurde 80 Jahre alt. Ein Blick in die Geschichte.

Unter Bäumen träumen, sich im Wasser quicklebendig fühlen, Bahnen ziehen und Wohlbehagen empfinden, das hat Tradition im Thermalbad Bad Bodendorf und fand Anklang auch bei Jopi Heesters, Romy Schneider, und Willy Millowitsch. Aus 120 Metern Tiefe kommt das Wasser von der staatlich anerkannten Heilquelle St. Josef-Sprudel. Stündlich fließen Tag und Nacht 11 000 Liter Quellwasser zu. Frischer geht’s nicht. Daher wird auch kaum gechlort im Schwimmer-, Baby- und Eltern-Kind-Becken.

Zum 80. Mal jährt sich die Einweihung des Bodendorfer Thermalbades. „Die Spitzen der Behörden und fast die gesamte Bodendorfer Bevölkerung” fanden sich dazu am Sonntag, 20. Juni 1937 ein, so Jürgen Haffke in „Sinzig und seine Stadtteile“. Da Bodendorf noch kein Sinziger Stadtteil war, sondern Gemeinde des Amtes Remagen, eröffnete damals Amtsbürgermeister Hans Kemming das vom Remagener Architekt Johannes Urbach entworfene Bad der Firma Hardt. Dass die Beliebtheit wuchs, zeigt der Anstieg verkaufter Eintrittskarten von 11 500 in 1937 auf 16 300 im Jahr 1939. Die Anerkennung Bodendorfs 1935 als „Heilbad“ hatte den Bau gewiss befördert, so wie das Thermalbad seinerseits die Übernachtungen im Heilbad vor dem Krieg auf 28 000 erhöhte. Im Krieg lief der Betrieb zuletzt mäßig.

Aber Anfang der 1950er, zumal, nach der Anbindung des Kurgebietes durch die Freiherr-vom-Stein-Brücke 1953, ging es bergauf. Die Firma Hardt investierte. Zu ihrer Bautätigkeit gehörte im Bad ein Kinderbecken mit Rutsche und beim Eingang ein Café-Restaurant mit Dachterrasse, das bis in die 1990er die Familie Salm, später Tochter Hanni Greifenhagen führte. 1972 verkaufte die Erbengemeinschaft Hardt das komplette Kurgelände samt Freibad an die Münchener Firma „Dr. h.c. Hubmann” (Wetterstein Seniorenheime). Die plante ein 20-Geschosse-Senioren-Hotel, ein 25-Geschosse-Kurhotel und das größte Wellen-Sole-Mare-Brandungs-Hallenbad Deutschlands zu errichten, ging aber im Jahr darauf pleite. Bald betrieb die Stadt das Freibad und war später Besitzer. 1979 pachtete Engelbert Hoischen das Kurmittelhaus mit dem Freibad, das er wieder nach vorn brachte.

Endlich klares Wasser

Viele erinnern sich noch an das Schwimmen im braunen Wasser. Damit hatte es 1986 ein Ende: Nur noch Freibäder mit durchsichtigem Wasser bis zum Beckengrund wurden versichert. So kam die Filteranlage, auch eine Beckenrenovierung, das alte Kinderbecken mit Rutsche wurde entfernt (1998 neue Kinderschwimmanlage) und das Bad 1988 wiedereröffnet. Eine Verpachtung in den 1990ern an die Firma Gut-Tossens floppte. 15 Jahre lenkte Alexander Albrecht als Pächter das Freibad, das er durch Kultur und Unterhaltung belebte. Engagierte Nachfolger seit 2011 sind Schwimmmeister Frank Riffel und Ehefrau Eva. Viel wurde in den vergangenen vier Jahren renoviert und saniert, sowohl seitens des 2012 gegründeten Fördervereins, der unter anderem den Spielplatz attraktiver machte, als auch durch die Stadt. Diese verbesserte die Zuwegung, schuf neue Parkplätze und 20 weitere Umkleiden. Im Winter 2015/16 ließ sie das große Becken sanieren.

Barrierefrei und behindertengerecht entstand die neue Duschanlage. Unterstützt durch den Förderverein, wurde die Wasseraufbereitung saniert. Beim Saisonstart 2017 sagte Bürgermeister Wolfgang Kroeger, die Investitionen hätten sich mit Blick auf die ganzstädtische Bedeutung des Bades gelohnt. Als Pächter der Cafeteria begrüßte er Ali und Rosita Aslani. Wer noch nie in der grünen Oase am Waldrand war, dem sollte der 80. Geburtstag Anlass genug sein, die herausragende Wasserqualität, die 5000 Quadratmeter große Liegewiese, teils besonnt, teils im Schatten hoher Bäume, kennenzulernen und sich mit den Kindern über Plantsch- und Spielangebote im Bad zu freuen.

Quelle: GA Bonn von Hildegard Ginzler, 25.06.2017